Liebe Geschwister im Glauben,
die Treue hat es nicht leicht. Auf der einen Seite schätzen wir sie. So übergeben wir etwas Wichtiges „zu treuen Händen“. Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist der Grundsatz von „Treu und Glauben“ (§ 242 BGB) im Sinne von Ehrlichkeit, Vertrauen und Fairness verankert. Und vor unzähligen Altären haben Menschen sich feierlich die Treue gelobt, bis dass der Tod sie scheide. Andererseits reden wir von Nibelungentreue, wenn z.B. Pflichterfüllung über ein gesundes Maß hinaus geht. Oder wir bezeichnen Menschen flapsig als „treudoof“, wenn sie zu naiv und unkritisch sind. In Zeiten des Relativismus und Opportunismus wirkt Treue eher antiquiert. Das Lebensgefühl heute ist eher von Unverbindlichkeit geprägt – von befristeten Arbeitsverhältnissen über Lebensabschnittsgefährten bis hin zu einkassierten Wahlversprechen.
Abkehr und Buße
Treue war bereits in biblischen Zeiten schwer umkämpft. Im Beispiel von Israel betrifft es das ganze Volk. Im Richterbuch wird beschrieben, wie das Volk von Gott abfällt. Ein Richter führt sie zurück zu Gott. Das Volk schwört Treue, nur um dann wieder von Gott abzufallen, wird bestraft, fleht um Gnade, ein Richter führt es wieder zu Gott, es schwört Treue, fällt wieder ab … Und bleibt doch in allem Scheitern das erwählte Volk Gottes. Wo Israel geht und steht, verehrt es fremde Götter. Die Bibel beschreibt dies als Fremdgehen des Volkes, das seinem Gott die Treue immer wieder aufkündigt. Das, was hier ein ganzes Volk betrifft, gilt auch für Individuen – sowohl in der Bibel, aber auch in unserem persönlichen Leben kennen wir das: Wir kehren uns von Gott ab, wollen eigene Wege gehen und vertrauen anderen vermeintlichen Sicherheiten. Gott zerbricht das „geknickte Rohr“ jedoch nicht und löscht den „glimmenden Docht“ nicht aus (Jesaja 42,3). ER hatte einen Treuebund mit Abraham, dem Stammvater Israels, gemacht, und hat seine Versprechen nie zurückgezogen. „Deine Treue ist groß“ (Klagelieder 3,23) bekennen die alttestamentlichen Klagelieder. Paulus selbst hat dies in seiner eigenen Lebensgeschichte erfahren: „Sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2. Timotheus 2,13) Als Saulus von Tarsus hat er eine radikale Hinwendung zu Jesus erlebt, und erfährt zum ersten Mal Gottes unendliche Treue: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ (1. Johannes 1,9)
Hoffnung durch Jesus
Später musste Paulus sich mit vielen Unzulänglichkeiten und zum Teil heftigen Verfehlungen in den von ihm gegründeten Gemeinden herumschlagen. Und er spart nicht mit deutlicher Kritik, zum Beispiel an der Gmeinde in Korinth. Aber in all diesen menschengemachten Turbulenzen gibt es eine Konstante, die er an den Anfang seines ersten Briefes stellt (1. Korinther 1,9): „Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“ Schließlich: Dass wir als Jesus-Nachfolger in lebendiger Hoffnung leben, liegt nur und ausschließlich an IHM, der in der Offenbarung des Johannes zwei Hoheitstitel bekommt – der „treue Zeuge“ (Offenbarung 1,5; 3,14) und „Treu und Wahrhaftig“ (Offenbarung 19,11). So ist Gottes Treue von den Bundesschlüssen mit Noah und Abraham bis ans Ende unserer Zeit das unerschütterliche Fundament, auf dem unser Glaube steht. Weil er treu ist, können wir ihm unser Leben anvertrauen und darauf bauen, dass er hält, was er verspricht. Deshalb ist das Motto dieser Allianzgebetswoche „Gott ist treu“ für unsere Zeit hochaktuell.
Ich freue mich auf das gemeinsame Gebet!
Dr. Reinhardt Schink

12.01. Sonntag | FUNDAMENT UNSERES GLAUBENS
Herr, dein Wort bleibt ewiglich, so weit der Himmel reicht; deine
Treue währet für und für. Du hast die Erde fest gegründet, und sie
bleibt stehen.
PSALM 119, 89-90
13.01. Montag | ER ERFÜLLT SEINE VERSPRECHEN
Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft währet für
und für. Der Herr ist getreu in all seinen Worten und gnädig in
allen seinen Werken.
PSALM 145,13
14.01. Dienstag | ER FORDERT UNS ZUR UMKEHR
Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit
Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das
lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger
Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern
ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen
könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige
und Vollkommene.
RÖMER 12,1-2
15.01. Mittwoch | ER VERGIBT UNS, WENN WIR FALLEN
Ich mache dich zum Friedensbringer für die Menschen und zu
einem Licht für alle Völker. Die Gefangenen sollst du aus dem
Dunkel des Kerkers holen und den blind gewordenen Augen das
Licht wiedergeben.
JESAJA 42,6B-7
16.01. Donnerstag | AUCH IN SCHWEREN ZEITEN
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel
noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur
uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist,
unserm Herrn.
RÖMER 8,38-39
17.01. Freitag | SO LEBEN WIR GEMEINSCHAFT
Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt,
wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt.
Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn
ihr Liebe untereinander habt.
JOHANNES 13,34-35
18.01. Samstag | WIR BETEN GEMEINSAM FÜR SEINE WELT
Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse uns sein Antlitz leuchten,
dass man auf Erden erkenne deinen Weg, unter allen Heiden
dein Heil.
PSALM 67,2-3
19.01. Sonntag | UNSERE BOTSCHAFT FÜR DIE WELT
Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit, täglich deine
Wohltaten, die ich nicht zählen kann. Ich gehe einher in der Kraft
Gottes des Herrn, ich preise deine Gerechtigkeit allein.
PSALM 71,15-16
